Darmstadt. Unbemannte Fluggeräte erobern den zivilen Luftraum. Die Deutsche Flugsicherung schätzt, dass bis 2020 die Zahl der Drohnen auf über eine Million steigen wird. In Darmstadt sollen sie nun etwa bei Bränden eingesetzt werden ...
Brandbekämpfung - Mit Hilfe der Fluggeräte soll in Zukunft eine Lage-Einschätzung aus der Luft möglich sein
VON VANESSA KOKOSCHKA (DPA)
Drei Kilogramm schwer, bis zu 50 Stundenkilometer schnell und 4000 Euro teuer ist das neue Einsatzobjekt der Feuerwehr Darmstadt. Am Samstag hat die Stadt den Brandschützern eine Drohne übergeben. Als fliegendes Auge soll sie künftig bei größeren Bränden, Hochwasser oder Erdbeben Luftaufnahmen machen.
Per Tablet und Steuergerät wird die Drohne vom Boden aus gesteuert. Die Aufnahmen werden dann in Echtzeit an das Tablet geschickt und von dort aus über ein Kabel an den Einsatzleitwagen gesendet, wo sie von Einsatzkräften ausgewertet werden.
Bürgermeister Rafael Reißer (CDU) zeigt sich von den Vorteilen der Drohne überzeugt: „Die übertragenen Informationen sind dank modernster Technik präziser.“ Zugleich werde die Sicherheit der Einsatzkräfte erhöht. Johann Braxenthaler, Leiter der Feuerwehr Darmstadt, weist auch auf sinkende Kosten hin.
Die Darmstädter Feuerwehr ist nicht die erste, die auf das unbemannte Flugobjekt setzt. Nach Angaben des hessischen Innenministeriums sind Drohnen bereits bei der Feuerwehr Dillenburg, der Berufsfeuerwehr Frankfurt und bei der Kreisjugendfeuerwehr Darmstadt-Dieburg im Einsatz. Zudem besäßen die Kreise Groß-Gerau, Marburg-Biedenkopf und Offenbach jeweils eine Drohne, die sie den Feuerwehren der jeweiligen Landkreise zur Verfügung stellen.
Privatsphäre gesichert
Hessenweit gibt es sechs Berufsfeuerwehren und 2600 freiwillige Feuerwehren. „Drohnen sind eine gute Sache. Mit ihrer Hilfe bekommen die Einsatzkräfte einen Gesamtüberblick und können so die Lage besser beurteilen“, sagt Harald Popp, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Hessen.
Das Bundesverkehrsministerium hat inzwischen den Einsatz von Drohnen erleichtert. Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie Feuerwehren oder das Deutsche Rote Kreuz dürfen die Fluggeräte erlaubnisfrei und ohne Kenntnisnachweis fliegen. Allerdings müssen sie auf Verbotszonen wie Flughäfen oder große Menschenansammlungen achten und stets auf Sicht fliegen.
Die während des Flugs entstandenen Aufnahmen werden in erster Linie für dienstliche Zwecke genutzt. Bei Beweissicherungs- oder Strafermittlungsverfahren müssen die Bilder und Filme zur Verfügung gestellt werden, erläutert Marcus Gerngross vom Innenministeriums: „Bei eventueller Weitergabe von Bildern für Versicherungsfälle müssen die Persönlichkeitsrechte gewahrt werden. Das bedeutet, es dürfen keine Aufnahmen von Wohnungen oder von erkennbaren Privatpersonen ohne deren Zustimmung weitergegeben werden.“
Bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt sind die Einsatzkräfte froh über die Hilfe von oben. Bei größeren Bränden in Lagerhallen oder Wäldern sei das Flugobjekt bereits zum Einsatz gekommen, sagt Pressesprecher Andreas Mohn. „Als im letzten Jahr ein Kran in der Frankfurter Innenstadt beschädigt wurde, haben wir die Drohne eingesetzt. Damit konnten wir herausfinden, was genau die Ursache war“, berichtet er. Mit einer Wärmebildkamera sei die Feuerwehr zudem in der Lage, auch nach vermissten Personen zu suchen.
Preise sind gesunken
Die Freiwillige Feuerwehr im mittelhessischen Dillenburg besitzt gleich zwei Drohnen: eine mit HD Kamera, die andere mit Wärmebildkamera. „Wir sehen die Multikopter als wichtiges Hilfsmittel für die Einsatzleitung. Gerade in schwer zugänglichem Gelände oder unübersichtlichen Lagen kann sich die Einsatzleitung schnell einen Überblick verschaffen“, sagt Florian Brandenburger, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Dillenburg. Zuletzt seien die Drohnen bei zwei Flächenbränden in einem unwegsamen Gelände im Einsatz gewesen.
Drohnen werden für Feuerwehren nicht nur attraktiver, sondern auch zunehmend erschwinglicher. Preislich bewegen sich die genannten Flugobjekte zwischen 1000 und 5000 Euro – je nach Ausrüstung. Ein Grund, warum trotzdem noch nicht jede Feuerwehr eine Drohne besitzt, kann in der Anschaffung liegen. Denn diese fällt in den Aufgabenbereich der Kommunen. Das Land unterstützt die Feuerwehren nur beim Kauf von Einsatzfahrzeugen und dem Bau von Feuerwehrhäusern. Zudem müssen sich Brandschützer regelmäßig mit der Bedienung und Steuerung der Drohne beschäftigen – was Zeit und Geld kostet.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.